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~ Angel Eyes ~

Meinen ersten Leseeindruck auf www.vorablesen.de habe ich zu einer Leseprobe aus diesem Buch von Lisa Desrochers abgegeben – und mich natürlich gefreut wie ein Honigkuchenpferd, dass ich direkt ein Vorabrezensionsexemplar gewonnen habe. Mit Spannung hab ich das Buch erwartet, nach der – wie ich fand – vielversprechenden Leseprobe.  Leider muss ich sagen, dass meine Erwartungen mehr oder weniger enttäuscht worden. Die Grundidee – diese Variation des altbekannten „Mädchen zwischen zwei Jungs“-Themas mit übernatürlichen Elementen (in diesem speziellen Fall steht die Protagonisten Frannie zwischen dem Dämon Luc, der ihre Seele für die Hölle markieren soll, und dem Engel Gabe, der sie wiederum schützen und für den Himmel gewinnen möchte) – hat durchaus Potenzial, das Lisa Desrochers in meinen Augen allerdings weitgehend verschenkt.  Der Vollständigkeit halber soll diese Romantic Fantasy hier trotzdem Erwähnung finden – man kann ja nicht nur „Perlen der Literatur“ präsentieren, sonst wird es irgendwann langweilig… 😉

Der Stil liest sich gut, ist jedoch über weite Strecken des Buches nicht wirklich überragend – inwiefern das am Originaltext liegt oder der Übersetzung geschuldet ist, kann ich natürlich nicht sagen. Ein kurzes Durchblättern des Buches hat schnell gezeigt, dass jeweils abwechselnd aus der Perspektive von Frannie oder Luc erzählt wird, damit war klar, dass Gabe eher nur eine untergeordnete Rolle spielt. Grundsätzlich mag ich diese Erzählform mit wechselnder Perspektive – doch warum nicht auch Gabe mit einbeziehen? Dadurch, dass man Informationen über ihn nur „aus zweiter Hand“ bekommt, bleibt er in meinen Augen eher farblos. Nicht, dass irgendeiner der Charaktere durch besonders viel Persönlichkeit herausstechen würde… Dass gerade die männlichen „Hauptdarsteller“ mehr oder weniger stereotyp bleiben – Luc, der geheimnisvolle Bad Boy mit gefährlicher Ausstrahlung, Gabe, der engelsgleiche und sanftmütige Schönling – war zwar durchaus zu erwarten, trotzdem hätte man mehr aus diesen Charakteren herausholen können. Hätte ich die Wahl zwischen beiden gehabt – ich hätte keinen genommen…

Am meisten geärgert habe ich mich allerdings in zunehmendem Maße über Frannie selbst. Aus ihrem Hin- und Hergerissensein zwischen zwei so unterschiedlichen Männern hätte man viel machen können, doch stattdessen wurde ihre Wankelmütigkeit ziemlich schnell nicht nur langweilig, sondern vor allem nervig. „Ach, ich bin ja so fasziniert von Luc, aber ich traue ihm nicht“, „Ach, Gabe ist ja so ein toller Typ, aber ich werde aus ihm einfach nicht schlau“ – und dazwischen fröhliches Händchenhalten und Rumknutschen mal mit dem einen, mal mit dem anderen, je nach Tagesform… Das macht Frannie nicht nur unglaubwürdig, sondern sogar ein Stück weit unsympathisch, obwohl sie das Zeug zu einem vielschichtigen Charakter gehabt hätte (auch ihre besondere Gabe hätte man mehr herausarbeiten können).

Zu diesen oberflächlichen Charakteren, in die ich mich nicht wirklich hineinfühlen konnte, kommt auch noch die wenig gelungene Komposition der Handlung. Es ergibt sich durchaus ein Spannungsbogen aus Frannies Zerrissenheit zwischen Luc und Gabe auf der einen Seite und ihrer Verfolgung durch die Dämonen auf der anderen. Doch dieser Bogen bricht schnell wieder in sich zusammen, da die Handlung so schrecklich repetitiv ist – man fühlt sich ein bisschen wie in einer erzählerischen Endlosschleife. Frannies ewige Unsicherheit, für wen sie sich entscheiden soll, das ständige Auftauchen verschiedener Dämonen in Gestalt von Luc oder anderer Personen aus Frannies Freundeskreis – ein oder zwei Mal ist das durchaus spannend und sinnvoll, doch insgesamt meint es Frau Desrochers hier für meinen Geschmack etwas zu gut mit ihren Lesern …

Last but not least, hatte mir an der Leseprobe gut gefallen, wie die Autorin mit Namen und Symbolen spielt, Lucifer Cain, 666, Hades High… Auch die Idee, die Gefühlslage von Menschen mit Düften gleichzusetzen, fand ich interessant. Doch darüber hinaus überzeugt mich ihre Darstellung der Hölle (vom Himmel erfährt man nicht viel) und der verschiedenen Dämonen nicht wirklich. Vielmehr wirkt sie auf mich erzwungen und klischeehaft – was besonders insofern schade ist, als dass es eigentlich diese übernatürlichen Elemente sind, die aus einer gewöhnlichen Highschool-Dreiecks-Liebesgeschichte etwas besonders hätten machen können…

~ Fazit ~

Mir ist klar, dass man an dieses Genre keine allzu hohen Ansprüche stellen sollte, aber Unterhaltung darf man wohl erwarten. Und selbst die bleibt bei diesem Titel durch die erzählerischen Schwächen und die flachen Charaktere öfter mal auf der Strecke. Zwei Sterne für die Grundidee, deren Umsetzung jedoch stark ausbaufähig wäre, und dafür, dass ich bis zum Ende durchgehalten habe, weil ich schon wissen wollte, wie die Geschichte ausgeht. Trotzdem: ein überzeugendes Debüt sieht anders aus…   

Titel: Angel Eyes – Zwischen Himmel und Hölle
Autorin: Lisa Desrochers
Originaltitel: Personal Demons
Gebundene Ausgabe: 382 Seiten
Verlag: Rowohlt Polaris
ISBN: 978-3862520060

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